Taggiasca: Das verborgene Potenzial einer berühmten Olivensorte

Wenn man die Einwohner Imperias fragt, woher "das Olivenöl" komme, antworten sie hinter vorgehaltener Hand: «Vom Meer.» Die vier ligurischen Häfen Imperia, Savona, Genua und La Spezia waren für die Ligurer schon seit früher Zeit das Tor zum Maghreb, mit welchem sie bis heute regen Handel betreiben. Im 19. Jahrhundert importierten ligurische Seefahrer - allen voran Ardoino - billiges Olivenöl aus Tunesien und verkauften es in Italien.  Diese Praktik hat auch heute noch Bestand. Und dagegen ist grundsätzlich auch nichts einzuwenden. Nur, das Olivenöl, welches aus Nordafrika an die norditalienische Küste geschifft wird, ist vielfach von miserabler Qualität. Das war damals schon so und es ist heute nicht anders.

 

Stören tue ich mich nicht nur an der Qualität dieser verschifften Öle, sondern auch daran, dass ligurische Abfüller und Anbieter den Konsumenten ihrer Öle vorgaukeln, diese seien italienischen Ursprungs. Das ist mitunter ein Grund, warum die "ligurischen" Öle bei Blindverkostungen immer ganz schlecht wegkommen. Die Verkoster notieren nicht selten "ranziges Chemlali" oder "Taggiasca alla Tunisia". 

Taggiasca - Die Hoffnung auf Benzas Können.

Es braucht Geduld und die nötigen Kontakte, um an gute Olivenöle aus Ligurien zu kommen. Glücklicherweise haben wir mittlerweile zu einigen gefunden. Sie stehen für jene Art Öl, die man aus Ligurien eigentlich zu erwarten hätte: Frisch, sauber, gut. Sie stehen grossen toskanischen Ölen in nichts nach. Sie sind eine Rarität. Das beste Beispiel ist Paolo Cassini, der jeweils im Oktober in Isolabona Taggiasca-Oliven vom Baum schüttelt. Er versteht es, das beste Taggiasca-Öl der Welt zu extrahieren. Grün, mandelartig, grasig, scharf und bitter. Er arbeitet mit sauberem Gerät und nach dem Prinzip Qualität vor Quantität. Cassinis Extremum Cru Taggiasca ist so gut, dass wir entschieden haben, es gar den Gästen des Hotel Palace***** auszuschenken. Eine Hommage an das Potenzial eines kleinen Landstriches, Ligurien.

 

Und immer wieder hoffe ich, auf neue Entdeckungen zu stossen. So stande ich neulich vor dem mächtigen Olivenölregal bei Coop im Pilatusmarkt Kriens, wo ich aus über zwanzig Angeboten ein Taggiasca DOP Riviera Ligure / Riviera dei Fiore von Benza Frantoiano aus Imperia fand. Heissen tut das Öl Benza Crù Turé 1853. Eine wunderschöne Etikette ziert das preisgünstige, braune "Dorica"-Standardglas.  Ein um den Flaschenhals gehängtes Booklet beschreibt Ort, Anbau, Ernte, Verarbeitung und Degustation des Öles. Vielversprechend, denke ich und lege die Flasche in den Einkaufskorb. CHF 29.95 lasse ich mir die Chance, beim Öffnen der Flasche auf gutes Öl zu stossen aber auch das Risiko, von Ligurien wieder einmal mehr enttäuscht zu werden, kosten.

Zweimal Taggiasca: Ein Spitzenöl (Cassini) und ein unterdurchschnittliches Bratöl (Benza)
Zweimal Taggiasca: Ein Spitzenöl (Cassini) und ein unterdurchschnittliches Bratöl (Benza): Die Cordon-Bleus habe ich aber mit richtigem Extra Vergine gemacht.

Ich gab Benza eine faire Chance und testete Crù Turé 1853 auf drei verschiedene Arten: Mit offiziellem Verkostungsglas, das Öl temperiert auf 28.0° C; mit offiziellem Verkostungsglas bei Zimmertemperatur des Öls; und im Plastikbecher, leicht antemperiert mit der Handinnenseite. Das Resultat ist eine Ernüchterung. Ligurien enttäuscht wieder. Ligurien schummelt offensichtlich wieder. Ich empfinde Benzas Flagschiff als stichig und schlammig. Es ist dies schon das zweite Öl Benzas - gekauft bei Coop -, welches nach meinem Dafürhalten für Extra Vergine unzureichend in der Qualität ist. Ich bin enttäuscht von Benza, weil ich geglaubt habe, dass ich auf einen guten Tropfen stossen würde und weil ich Hoffnung in seinen Berater, Philipp Notter vom Schweizer Olivenöl Panel gesetzt, habe. Immerhin bestätigt mir meine Verkostung von Benzas angeblichem Topprodukt, dass Sensoriker Patrick Zbinden, der das Crù Turé 1853 für die Weltwoche-Ausgabe vom 6. Oktober 2016 ebenfalls getestet und es mit Zitat «ein ligurisches Öl der Oberklasse» beschrieben hat, das Testen von Olivenöl besser sein lässt. Man soll die Leser nicht anschwindeln.

 

Enttäuscht bin ich nicht nur von Benza, Notter und Zbinden. Enttäuscht bin ich auch von Coop. Der Basler Detailhändler bietet mit seinem Olivenölsortiment zwar reichlich Vielfalt aber diese Vielfalt bezieht sich mehr auf den Preis als auf die Qualität. Ich bin reingefallen und habe, weil ich gedacht habe, ein Öl für dreissig Franken bei Coop müsse gut sein (siehe Melgarejo und LA Organic), zum teuersten Produkt gegriffen. In Tat und Wahrheit ist es aber nur ein unterdurchschnittliches Bratöl. Dass es anderen Konsumenten genauso ergeht wie mir, dafür müsste sich nun Coop interessieren.

 

2017 ist das Jahr der Verantwortung. Es bleibt zu hoffen, dass die Protagonisten sich diese astrologische Empfehlung zu Herzen nehmen und Verantwortung gegenüber ihren Kundinnen und Kunden, die Händler (für Benza), Produzenten (für Notter), Leser (für Zbinden) und Hausfrauen, -männer und Familien (für Coop) sind, tragen.

 

NB: Das Potenzial der berühmten Olivensorte Taggiasca bleibt den Konsumenten verborgen. Aber nicht ganz allen: Paolo Cassinis Extremum Cru, welches letztes Jahr zu den 20 besten Olivenölen der Welt zählte, kostet im Handel weniger als 35 Franken.

"Simple food for intelligent people."

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Kommentare: 1
  • #1

    Juan Lopes (Montag, 06 Februar 2017 23:57)

    Ihre Einträge sind langweilig parteiisch und sie greifen immer andere Personen an.Rufmord kann nicht die Wahrheit sein. Zeigen Sie doch mal was Sie können- es ist halt einfach üble Nachrede zu betreiben als sich selbst mal unter Beweis zustellen

THE MASTER SAYS:

«Echtes natives Olivenöl extra macht aus Gutem das Beste. Es bringt die Food Revolution in die Restaurants und in die Küchen zu Hause. Wer einmal echtes EXTRA VERGINE gekostet hat, weiss es fortan zu schätzen. Viel mehr noch: ....er differenziert damit das Gute vom Schlechten. Das ist gut so.»

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