Hoffnung. Oder. Angst.

Der Olivenhain Villa Magra von Frantoio Franci in Montenero d'Orcia
Der Olivenhain Villa Magra von Frantoio Franci in Montenero d'Orcia

Die silbergrünen Olivenbäume dieser Erde haben in der Erntekampagne 2014/2015 viel weniger Oliven hergegeben, als sie es noch ein Jahr zuvor taten. Im Durchschnitt produzierten die Ölmühlen rund um den Globus deswegen etwas über 30 % weniger Olivenöl. Verantwortlich für diesen gewaltigen Einbruch waren in erster Linie die klimatischen Bedingungen in Spanien und Italien. Die beiden Länder sind zusammen für rund 70 % der weltweiten Olivenölproduktion verantwortlich. Spaniens Süden ächzte unter der enormen Sommerhitze mit wenig Regen und entsprechend weniger und kleineren Oliven. Italien hingegen wurde, bedingt durch das eher nass-kühle Sommerwetter, von einer Olivenfliegenplage biblischen Ausmasses heimgesucht. Zudem wütete im Süden unseres Nachbarlandes das eingeschleppte Xylella fastidiosa Bakterium. Olivenbaumsterben und Kahlschlag in Apulien, wie es noch niemand je zuvor gesehen hatte. Ein Olivenjahr wie dieses wünscht sich niemand mehr. Ausser vielleicht die Griechen und die Tunesier, die mit deutlich höheren Erträgen zu überzeugen wussten.

Bangen. Hoffen. Die Natur macht, was sie will.

Erst durch die Unberechenbarkeit der Natur wird das Landwirten so richtig interessant. Ihrer Laune sind wir alle, ob Erzeuger oder Verspeiser, schonungslos ausgesetzt. Nach dem desaströsen 2014 hoffen und bangen die Olivenbauern in Italien und Spanien nun auf einen gelungenen 15er Jahrgang. Noch ist es allerdings zu früh, um absehen zu können, ob alles gut werden wird. Allgemein gilt "Prognosen sind schwierig, vor allem wenn sie die Zukunft betreffen". Was so dageschrieben logisch klingt, offenbart uns die Natur immer wieder. Einen zu heissen und trockenen Herbst oder plötzlich übermässig viel Niederschlag, Hagel oder gar noch Schlimmeres. Erst wenn der letzte Tropfen Öl im Edelstahltank lagert, kann sich der Olivenbauer sicher sein: Es war eine gute Ernte. Oder wieder einmal mehr ein Jahrgang zum Vergessen.

Beim Wein gehört das dazu

Wir Schweizer sind noch nicht soweit, dass wir diese natürlichen Zusammenhänge verstehen könnten. Ich wage gar zu behaupten, dass viele von uns noch nie von eben solchen gehört haben. In den Supermärkten gibt es nämlich allzeit reichlich Olivenöl zu kaufen. Der Jahrgang der dargebotenen Olivenöle spielt für uns niemals eine Rolle. Wir kämen nie auf die Idee, überhaupt danach zu fragen. In den meisten Fällen fehlen auf den Etiketten eh jegliche Angaben über das Produktionsjahr. Es scheint unwichtig zu sein, wann das Öl extrahiert oder gepresst wurde. Und das Auf und Ab ein paar weniger Rappen - bedingt durch eine mehr oder weniger erfolgreiche Olivensaison - können wir locker verkraften. Wir nehmen es bei einem Konsum von nur gerade 1.85 Liter pro Kopf und Jahr eh kaum wahr.


Ganz anders beim Wein. Beim Rebensaft haben Jahrgänge seit Langem eine grosse Bedeutung. Wir wissen um die Qualitäten einzelner Jahrgänge. Wir wählen einen kräftigen Rotwein, dessen Trauben bei viel Sonne und Wärme reifen konnten oder aber einen spritzigen Weissen aus einem eher regenreichen Jahr. Wir wissen, wo und wann gute Weine erzeugt wurden.


Wehe, wenn uns beim Abendessen im edlen Restaurant der falsche Jahrgang (worauf wir in der Weinkarte mit dem Hinweis "Jahrgangswechsel vorbehalten" vorbereitet werden) serviert wird. Nur mit Müh und Not kann uns der Garçon vom ebenso guten neueren Jahrgang überzeugen. Stellen Sie sich nun dieselbe Situation nochmals vor, nur mit dem feinen Unterschied, dass es sich diesmal um Olivenöl handelt. Unmöglich, oder?

Olivenbauern verdienen meinen Respekt

Für den Olivenölproduzenten haben die "Jahrgänge" ebensolchen Einfluss, wie sie es auf den Weinproduzenten haben. In einem schlechten Jahr kann der Olivenbauer - vielleicht bedingt durch einen neuerlichen Ansturm von Olivenfliegen - kaum Öl oder dann nur qualitativ minderwertigeres Öl produzieren lassen. Mit argen finanziellen Konsequenzen für ihn und die Ölmühle. Und für ganz wenige, bewusste Konsumenten bedeutet dies Verzicht und erneutes Warten. Warten, bis der Olivenbauer in der nächsten Saison wieder gesunde Früchte vom Baum pflücken und zur Ölmühle bringen kann.

 

Während die Käuferschichten von immer reichlich vorhandenen, minderwertigen, zusammengemischten EU- oder gar Mittelmeeranrainer-Ölen sich niemals Gedanken über die Entstehung dieses Nahrungsmittels machen, verdienen die Olivenbauern, die volles Risiko nehmen, sich von grossindustriellen Abfüllern abwenden und Jahr für Jahr - mit der Gefahr eines Totalausfalls - beste Qualität zu produzieren versuchen, meinen grössten Respekt.

 

Bei gutem Olivenöl gilt diese Devise: Bestellen Sie immer den aktuellen Jahrgang. Akzeptieren Sie aber niemals einen Jahrgangswechsel oder ein Öl, das sein Alter auf der Etikette nicht preisgibt.

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THE MASTER SAYS:

«Echtes natives Olivenöl extra macht aus Gutem das Beste. Es bringt die Food Revolution in die Restaurants und in die Küchen zu Hause. Wer einmal echtes EXTRA VERGINE gekostet hat, weiss es fortan zu schätzen. Viel mehr noch: ....er differenziert damit das Gute vom Schlechten. Das ist gut so.»

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