Toscano IGP: Minderwertige Olivenöle als Extra Vergine durchgewunken

Alles andere ist Öl.....?

Da bin ich mir allerdings nicht so sicher, denn mit Toscano IGP gesiegelte Öle können auch mal griechischen Ursprungs sein. Seit dem letzten, heftigen Skandal um Toscano IGP kann man auch diesem weitverbreiteten und stets hochgelobten Gütesiegel nicht mehr vertrauen. Im Frühjahr dieses Jahres gelang es einer Gruppe von über 100 italienischen Beamten, die Warenflüsse von 22 Tonnen mit apulischem und griechischem Öl gestrecktem Toscano IGP Olivenöl rückzuverfolgen, worauf im März 47 Ölmühlen, Abfüller, Strippenzieher und Privatpersonen angeklagt wurden. Man erwartet einen langen und vor allen Dingen langwierigen Prozess. Italien habe schliesslich mehr Anwälte als Arbeitskräfte sagen Zyniker.

 

Der Imageschaden, den ehrliche toskanische Olivenölproduzenten durch die Machenschaften von kriminellen Banden erlitten haben, ist immens. Nicht wenige Produzenten denken darüber nach, das «Il Consorzio per la tutela dell’Olio Extravergine di Oliva Toscano IGP» zu verlassen und sich anderweitig zu orientieren. «Warum soll ich 100 Euro pro Verkostung hinlegen und 25 Euro-Cents pro abgefüllte Flasche für die Toscano IGP Banderole bezahlen, wenn diese nun praktisch nichts mehr wert ist [...]», sagt mir ein toskanischer Olivenbauer und Olivenölproduzent aus Siena, der nicht namentlich genannt werden möchte.

Der Fisch stinkt bekanntlich vom Kopf her

Die aufrichtigen toskanischen Erzeuger sind sich einig, dass das Konsortium selber das Problem ist. Den Mächtigen des Konsortiums ginge es nämlich nicht in erster Linie darum, die Qualität und den Ursprung von toskanischem Olivenöl zu schützen, sondern sie würden die finanziellen Interessen über alle anderen stellen. Möglichst viele Flaschen sollen gesiegelt werden, das bringt Kröten. Und Macht.

 

So sehen sich einige toskanische Olivenölerzeuger heute gezwungen, trotz Skandal und Imageschaden, weiterhin auf das Label zu setzen. Sie befürchten ansonsten die Auslistung Ihrer Produkte aus den Supermärkten des Landes, wo "Toscano IGP" auch nach dem historischen Betrugsfall weiterhin hochgehalten wird.

Kontrolliert O.N.A.O.O. um Marcello Scoccia neu Toscano IGP Olivenöle?

Das Konsortium Toscano IGP, welches sich bis heute nicht offiziell zu den dramatischen Vorkommnissen geäussert hat, trifft offensichtlich fragwürdige Entscheidungen in Fragen der Qualitätssicherung für Toscano IGP Olivenöl. Bis anhin haben die 18 in der Toskana registrierten professionellen Olivenöl Panels die Olivenöle für das Konsortium Toscano IGP sensorisch überprüft. Und die toskanischen Panels sind in der Regel besser als andere. Denn wie Andreas März von Merum zu sagen pflegt, gibt es für die Qualifizierung von Panels folgende Faustregel «Je besser der Verkoster, desto schlechter das Öl und je schlechter der Verkoster, desto besser das Öl.» So kommt es, dass zwar echte toskanische Olivenöle, die nicht als "extra vergine" taxiert werden können, ebenso rausfliegen und vergeblich auf die Toscano IGP Banderole warten, wie Olivenöle, die zwar "extra vergine" sind aber "typisch toskanische Sensorik-Attribute" vermissen lassen. Diese Öle könnten dann allenfalls süditalienischen Ursprungs oder gar aus Griechenland kommen. Wie wir heute schmerzlich wissen, passierte aber trotz offensichtlich strenger Kontrollen genau dies. Auch Schweizer Konsumentinnen und Konsumenten waren betroffen, weil eidgenössische Grossverteiler von "Frantoio Maremma" (einer der angeklagten Abfüller) abgefüllteToscano IGP Öle in ihren Regalen stehen hatten, welche ganz offensichtlich griechisch und nicht toskanisch waren. Die Verkaufspreise pro Halbliterflasche bewegten sich um CHF 13.50-14.50 und wurden unter bekannten Handelsnamen verkauft. Warum konnte das passieren?

 

Im Rahmen von Toscano IGP Verkostungen gibt es selbstvertändlich häufig Entscheidungen zu Ungunsten des Anstellers, sprich des Ölproduzenten. Das Panel taxiert sein Öl nicht als "extra vergine" oder vermutet einen anderen Ursprung als die Toskana. Der Ansteller hat das Recht, diesen Panelentscheid anzufechten. Sein Öl wird in ein zweites Toscano IGP Panel zur sensorischen Überprüfung geschickt. Wenn dieses den Entscheid des Nachbarpanels bestätigt, kann sich die Charge, aus welchem das angestellte Öl stammt, nicht "Toscano IGP" nennen. Es bekommt keine Banderole mit eindeutiger Laufnummer. Juriert das Rekurspanel aber gegen das Urteil des ersten Panels, darf der Produzent sein Olivenöl entsprechend mit Toscano IGP etikettieren.

 

Diese Olivenöl Panels sind in der Region Toskana tätig:

  • Amministrazione Provinciale di Siena 1
  • Amministrazione Provinciale di Siena 2
  • AS.CO.E. di Peccioli (PI)
  • C.C.I.A.A. di Arezzo
  • C.C.I.A.A. di Livorno
  • C.C.I.A.A. di Lucca
  • C.C.I.A.A. di Pisa
  • C.C.I.A.A. di Pistoia
  • Consorzio di Tutela DOP  CHIANTI CLASSICO di Tavarnelle V.P. (FI) Panel 1
  • Consorzio di Tutela DOP  CHIANTI CLASSICO di Tavarnelle V.P. (FI) Panel 2
  • FEDEROLIO 3 di Tavarnelle V.P. (FI)
  • pH s.r.l. di FIRENZE
  • PromoFirenze 1 di Firenze 
  • PromoFirenze 2 di Firenze 
  • PromoFirenze 3 di Firenze 
  • PromoFirenze 4 di Firenze 
  • PromoFirenze 5 di Firenze 
  • PROVINCIA di Grosseto

Weil die toskanischen Panels offensichtlich zu streng jurierten, hat die Führung des Konsortiums Toscano IGP die Rekursöle auch schon mal in die benachbarte Region Umbrien zum Stichentscheid geschickt. Um quasi die Quote zu verbessern und mehr Siegel "an die Flaschen zu bringen". Neu, wie mir einige Insider verrieten, sollen die Rekursöle bereits an die ligurische Küste in die Handelskammer Imperia geschickt werden. Pikant dabei: Das Panel der Handelskammer Imperia ist das gleiche wie jenes von O.N.A.O.O.

 

 

Offiziell wird es mit dem Namen O.N.A.O.O. - C.C.I.A.A. di Imperia geführt. Panelleader ist dort kein Geringerer als Marcello Scoccia. Der Blendmaster des wegen Betrugs eben zu einer Busse von 300'000 Euro verdonnerten Konzerns Deoleo (Bertolli, Carapelli, Sasso). Dieser Mann soll bei Bertolli für die finalen Olivenöl-Mischungen zuständig sein. Er soll dort in Tavarnelle in Val di Pesa über den Geschmack der Bertolli Olivenöle wachen.

 

Der aus Ligurien stammende Scoccia und der Präsident von O.N.A.O.O., Lucio Carli führen zusammen die erste Olivenölverkosterschule Italiens. Offensichtlich mit einem Ziel: die Verkoster darauf zu trimmen, fehlerhafte Olivenöle als "saubere" Olivenöle anzuerkennen und sie dann als Jünger der Schule in anderen Panels arbeiten zu lassen. Ja, richtig, Krebs funktioniert ähnlich, wenn er Ableger bildet. Bei der Schule O.N.A.O.O.s  gäbe es deshalb kaum je bittere oder scharfe Olivenöle zu Probieren, wie mir Insider verraten. Genau gleich arbeitet Scoccias Panel der Handelskammer Imperia. Es ist davon auszugehen, dass klar abgewiesene Toscano IGP Öle in der Rekursrunde bei Marcello Scoccia und Co. durchgewunken werden. Stürzen Carli und Bertolli die Toscano IGP Panel Resultate und weiten so ihren ohnehin schon enormen Einfluss in der Olivenölszene aus?

 

O.N.A.O.O. um Lucio Carli und Marcello Scoccia spinnen ihr vergiftetes Netz aber längst weiter. Nicht nur kleben die Funktionäre des Toscano IGP Konsortiums offensichtlich hilflos am O.N.A.O.O.-Netz, sondern die schwarze Witwe des Olivenöls hat sich auch bei der Antibetrugseinheit der Carabinieri NAS - Genua eingenistet. Die NAS lässt, wie facebook verrät, ihre Beamten neu von Bertollis Ölmacher aus Tavarnelle in Val di Pesa, Marcello Soccia ausbilden und einseifen.

Marcello Soccia zu Besuch bei NAS Genua
Marcello Soccia zu Besuch bei NAS Genua
Ranziges Öl ist gutes Öl. So könnte das Kursmotto gelautet haben...
Ranziges Öl ist gutes Öl. So könnte das Kursmotto gelautet haben...

Olivenölindustrie so verrucht wie das Bankengeschäft

Dass ein Olivenölskandal den nächsten jagt, ist nichts Neues. Bei aller Liebe zum wunderbaren Produkt "Extra Vergine" macht mich der Umstand, dass die Behörden auf der ganzen Welt über Jahre hinweg untätig blieben, die Abfüller und deren Netzwerk stets genialere Methoden der Konsumententäuschung anwenden, müde und traurig. Auch deshalb, weil kriminelle Energien bis in die Schweiz zu reichen scheinen. O.N.A.O.O. ist mit ihrem Rädelsführer Marcello Scoccia bereits auf helvetischem Boden aktiv. Philipp Notter, notabene zugelassener Verkoster für das einzige vom Schweizer Staat anerkannte Olivenölpanel der Schweiz, ist für die Verbreitung des O.N.A.O.O. Gedankengutes in der Schweiz verantwortlich, wie ein Beitrag des SRF zu verstehen gibt. 

Und ich bin traurig, weil sich auf der einen Seite ehrliche Erzeuger finden, die sich kaum über Wasser halten können, weil sie dazu verdammt sind, für ihre echten "Extra Vergine" hohe Preise zu verlangen. Auf der anderen Seite finden sich die schamlosen Grossabfüller UND Grossverteiler - das muss an dieser Stelle einmal deutlich gesagt werden -, die gierig nach Geld lechzen, billigste, qualitativ deutlich ungenügende Ware aus den günstigsten südeuropäischen Landwirtschaftsregionen einkaufen und den Konsumenten als beste Qualität verkaufen. "Extra Vergine" eben. Diese beiden Produkte - jenes des Spitzenerzeugers und jenes des Grossabfüllers - differenzieren sich nicht durch das Etikett. Wohl aber durch den frischen Duft, den feudalen Geschmack, die Ehrlichkeit und die Liebe, die in einem der beiden steckt.

 

Genauso wie das Bankengeschäft von kriminellen Energien, von Grössenwahn und von narzisstischen Diktatoren geleitet wird, befindet sich auch die Olivenölindustrie in einem grausamen, von der Gier angetriebenen Abwärtsstrudel. 

Ich kann's nicht aufhalten. Sie schon.

Toscano IGP - IOF gesiegelt - demnächst bei Manor erhältlich.
Toscano IGP - IOF gesiegelt - demnächst bei Manor erhältlich.

Obwohl diese Entwicklung als dramatisch einzustufen ist, reagiert unser Bundesbern, allen voran der zuständige Bundesrat Alain Berset, noch nimmer nicht. Trotz neuem Gesetz Nr. 817.022.105, welches besagt, dass fehlerhafte Olivenöle in der Schweiz - genauso wie in Europa - nicht als "extra vergine" verkauft werden dürfen, tummeln sich zehntausende von unechten "extra vergine" Flaschen in den Regalen der Schweizer Supermärkte. Mit Ausnahme von ein paar wenigen, von mir sehr respektierten Kantonschemikern, blieben die Lebensmittelhüter bis heute regungslos am Schreibtisch sitzen. Ich hoffe, diejenigen Frauen und Männer, die in Bezug auf Lebensmittel für das leibliche Wohl unserer Konsumentinnen und Konsumenten verantwortlich sind, bewegen sich endlich.

 

Bei aller Selbstüberschätzung, liebe Leserinnen und Leser, ich kann diese dramatische Entwicklung beim Olivenöl genauso wenig aufhalten wie Merum von Andreas März. Ich bin im Auftrag einer gemeinnützigen Organisation nach Bern gereist, habe mich mit den obersten Lebensmittelhütern getroffen, ich habe mich mit kantonalen Behördenvertretern verabredet und ich habe mit Grossverteilern das Gespräch gesucht. Bis heute kann ich leider keinen durchschlagenden Erfolg verzeichnen. Ich habe schlicht (noch) zu wenig Gewicht. Das kann sich aber ändern, wenn Sie, liebe Leserinnen und Leser, beginnen, vor dem Ladenregal die richtigen Entscheidungen zu treffen. Bringen Sie sich in die Diskussion um das Thema Olivenöl ein. Fragen Sie kritisch, wenn Sie im Supermarkt Olivenöl kaufen wollen. Beschweren Sie sich über ungenügende Produkte beim Kundendienst. Wenden Sie sich mit einer Beschwerde an den Kantonschemiker. Schreiben Sie Alain Berset. Und kaufen Sie nur noch echte native Olivenöle extra. Eine glaubwürdige Hilfe bietet Ihnen IOF - International - Olive Foundation. Diese unabhängige Stiftung, die sich für den internationalen Schutz des Extra Vergine Standards einsetzt, siegelt echte "Extra Vergine". Der O.N.A.O.O.-Jünger hat zwar auf Blick behauptet, es brauche kein zusätzliches Siegel, die international geltenden Standards würden genügen. Das sagte er wohl aber auch nur, weil er andere Interessen verfolgt, als Konsumentinnen und Konsumenten nachhaltig zu schützen. Denn IOF wird die Konsumentinnen und Konsumenten vor falschen "Extra Vergine" schützen und sie zu echten Extra Vergine führen.

 

Der erste Supermarkt, der IOF gesiegelte Öle im Sortiment haben wird, ist Manor. Wenn ich an die Entwicklung dieses Unternehmens in Sachen Olivenöl denke, bin ich stolz. Ich habe höchste Achtung vor den verantwortlichen Personen bei Manor.  Ich schätze den Mut zur drastischen Portfolioumgestaltung. 18 neue, echte native Olivenöle extra wird Manor in diesem Sommer ins Sortiment aufnehmen. Er ist damit die erste westeuropäische Supermarktkette, die auf Qualität beim Olivenöl umstellt. Und Manor wird ein echtes Toscano IGP von Fonte di Foiano im Sortiment haben. Gesiegelt mit dem IOF-Label. Das zaubert mir ein Lächeln ins Gesicht. Gut gemacht, Manor. Gut gemacht, Fonte di Foiano. 

 

Herzlichen Dank für Ihre Unterstützung.

Der Master.

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Kommentare: 8
  • #1

    J. Albisser (Montag, 27 Juni 2016 21:12)

    Gut geschrieben. Vielen Dank für diese Insights. Es nimmt kein Ende....

  • #2

    Max Küng (Donnerstag, 30 Juni 2016 13:32)

    Interessante Seite. Gehöre der älteren „Toskaner-Fraktion“ an und bin mit IGP TOSCANO oder DOP Chianti Ölen bisher immer gut gefahren. Die schwarzen Schafe waren wohl in der Minderheit, oder ich hatte einfach Glück.
    Ihre Zeilen regen an das eine oder andere zu hinterfragen. Sie erlauben mir sicher etwas konstruktive Kritik:
    Pauschale Aussagen, wie dass das Bankengeschäft von krimineller Energie geleitet wird, finde ich unüberlegt und nebenbei gänzlich unpassend zum Thema Olivenöl. Was ist mit der regionalen Spar- und Leihkasse? Sie schützt das Geld der Sparer, ermöglicht sicheren Zahlungsverkehr und die Finanzierung von Eigentum… das sind Schweizerische Werte! Ist das schlecht oder gar kriminell?
    Ebenso erschliesst sich mir nicht, warum ausgerechnet die Italienische Kontrollbehörde (http://www.carabinieri.it/cittadino/consigli/tematici/giorno-per-giorno/andiamo-al-supermercato/l%27olio-d%27oliva) ganz offiziell mit einem angeblich ebenso offiziellen „Kriminellen“ zusammen arbeiten soll. Die Carabinieri ist weder auf den Kopf gefallen noch naiv, hat gerade in letzter Zeit einige Betrugsfälle aufgedeckt und wird ziemlich sicher ihre guten Gründe haben, warum sie sich bewusst durch den Bertolli „Blendmaster“ Scoccia schulen lässt. Vermutlich weil dieser Scoccia ganz genau weiss und die Behörden darin sensibilisieren kann, wie ein nur ansatzweise verdorbenes oder gepanschtes Öl riecht… Last but not least: Warum sollte er am eigenen Ast sägen?
    Die Frage ist lediglich, ob er im Zuge des Skandals bei Bertolli freigestellt, entlassen oder gar verurteilt wurde - nur dann würde ich an Ihrer Stelle von „krimineller Energie“ reden. Sie erwähnen seinen Status jedoch nicht und bei Google habe zumindest ich nichts Genaueres zu seinem Status gefunden.
    Auch der Link zur Radiosendung zeigt ein etwas differenzierteres Bild über den Olivenölverkoster Notter. Im Interview sagt er im Gegenteil ganz klar, dass er gar nichts von ranzigen und stichigen Ölen hält (07:30). Googelt man ihn, findet sich ein Artikel in der NZZ vom 03.11.15, das ebenfalls das Bild eines eher strengen Verkosters zeichnet.
    Auch die von Ihnen zitierte ONAOO wirkt auf ihrer Homepage sehr professionell und die Dozenten wirken ebenso alle ziemlich kompetent und erfahren. Sogar Universitätsprofessoren, die bei der Betrugsbekämpfung und Qualitätsnormen und Forschung für Olivenöl involviert sind, wirken angeblich mit. Sind Sie sicher, dass diese ONAOO die kriminelle „schwarze Witwe des Olivenöls“ ist? Waren Sie selbst schon dort? Schwer zu glauben, dass ausgerechnet die nicht wissen, wie gutes Olivenöl riechen und schmecken muss und/oder absichtlich falsches Wissen verbreiten.
    Die NZZ, SRF und Italienische Gesundheitsbehörden prüfen i.d.R. genau, wen, mit wem und was sie publizieren.
    Achten Sie daher in Ihrem Blog etwas auf die journalistische Sorgfaltspflicht. Differenzieren und begründen Sie. Jemandem kriminelle/giftige/krebsartige Handlungen ohne stichhaltige Begründung zu unterstellen ist sehr heikel. Ihre publizistische Leidenschaft könnte sich ungewollt in eine Verleumdungsklage verlieren. Just my 2 cents
    Max Küng

  • #3

    Master of Olive Oil (Freitag, 01 Juli 2016 02:28)

    Lieber Herr Max Küng
    Vielen Dank für Ihren geschätzten Kommentar. Sie haben Recht mit dem, was Sie schreiben. Es hat nämlich wegen eines Blogs schon mal zu einer Verleumdungsklage geführt. Allerdings wurde diese dann abgewiesen. Glück für mich.

    Soll ich deswegen aufhören, "leidenschaftlich zu publizieren"? Ich frage Sie, sollen die Konsumentinnen und Konsumenten weiterhin im grossen Stil betrogen werden, wenn sie Olivenöl kaufen?

    Es fällt auf, dass bei den vielen Skandalen immer wieder die Namen Bertolli, Carapelli und Deoleo fallen. Ich frage Sie auch hier, warum?

    Marcello Scoccia soll für die finalen Ölmischungen bei Deoleo in der Toskana verantwortlich sein, so sagt es zumindest die TV-Sendung "Rach tischt auf". Wenn diese Öle - wie wir den Medien entnehmen können - offensichtlich so oft in Ungereimtheiten verwickelt sind, muss man sich schon fragen, ob Marcello Scoccia, der fachlich starke Olivenölverkoster von O.N.A.O.O., beim Mischen doch nicht so gut ist oder just dann im Urlaub weilt, wenn jeweils die Chargen in den Verkauf gelangen, von denen behauptet wird, sie hätten Mängel.

    Ich frage Sie auch hier, Herr Küng, wie finden Sie als Angehöriger der Toskana-Fraktion die Olivenöle von Deoleo? Schmecken sie Ihnen?

    Wenn ich mich nicht irre, hat das Schweizer Olivenöl Panel jüngst im Test für Kassensturz geurteilt, dass das von Denner verkaufte Bertolli Originale Olivenöl entgegen der Bezeichnung auf dem Etikett nicht extra vergine sei. Ich will und darf für das Panel von Frau Annette Bongartz an dieser Stelle eine Lanze brechen. Denn auch ich persönlich finde, dass das Bertolli Originale Olivenöl nicht der Kategorie "nativ extra" zugeordnet werden dürfte. Aber meine Einzelmeinung hat niemanden zu interessieren. Und das tut sie auch nicht. Denn Bertolli Originale wird bei Denner, Lidl, Volg und Aldi weiterverkauft. Da gab es im Schweizer Lebensmittelgesetz doch so einen Artikel, welcher die Inverkehrbringer in die Pflicht nimmt, Selbstkontrolle auszuüben. Kann es sein, dass diese Selbstkontrolle speziell beim Olivenöl nicht wirklich ernst genommen wird?

    Sie haben Recht mit Ihrer Aussage, dass die NAS Carabinieri nicht auf den Kopf gefallen ist. Denn einige Mönner von NAS arbeiten im Panel von Dr. Gino Celletti. Er hat übrigens ebenfalls Brigaden von NAS ausgebildet. Nur nicht jene von Genua. Er ist zufällig auch Berater für das Gericht in Mailand und Stiftungsrat von IOF - International Olive Foundation, welche sich für den Schutz des Qualitätsstandards "Extra Vergine" und den Kobsumentenschutz einsetzt. Er ist jener, der die Handlungen des ehemaligen Turiner Staatsanwaltes, Guariniello, befürwortet. Und Guariniello hat Bertolli Gentile auf dem Gewissen. Der Abfüller wurde von der Antibetrugsbehörde wegen unlauterer Geschäftspraktik und Konsumententäuschung zu einer Strafzajlung von 300'000 Euro verurteilt. Welche Motivation aber die Antibetrugseinheit Genuas bezüglich O.N.A.O.O. genau hat, entzieht sich meinen Kenntnissen. Ich will ihnen auch keinesfalls kurzsichtiges Handeln unterstellen. Die O.N.A.O.O. hat ja schliesslich nichts verbrochen. Deoleo, für welche Scoccia arbeitet, gemäss jüngsten Medienberichten schon. Es ist also das Fundament, auf welchem O.N.A.O.O. aufgestellt ist und die Personen, die O.N.A.O.O. führen, welche Anlass zu Fragen geben könnten.

    Das bringt mich dann auch gleich zu Herrn Notter. Ich glaube, er ist ein guter Verkoster. Er hätte sonst nicht die tollen Olivenöle von Frantoio Franci importiert. Das tut er jetzt aber nicht mehr. Ich frage mich nur, was ihn als guten Verkoster dazu bewegt, mit Leuten von Deoleo - das ist ja jener Olivenölabfüller, von welchem in den Medien in den letzten Monaten immer wieder Unerfreuliches zu lesen war - bei O.N.A.O.O. zusammenzuarbeiten? Ich frage Sie auch hier, ob Sie mir vielleicht einen Wink geben können? Schliesslich ist der Konzern um Carapelli jener, der den Journalisten und Verfechter von Qualität, Andreas März 2004 vor Gericht gezerrt hat. Wegen Verleumdung. März hat fünf Jahre später obsiegt. Ich frage Sie, wie kann man gegen jemanden gerichtlich vorgehen, der sich für den Konsumentenschutz einsetzt? Kann man das nur, wenn man die eigenen Absätze und den guten Ruf gefährdet sieht? Ich glaube, Andreas März ist heute ein gebranntes Kind. Trotzdem macht er weiter. Für die Konsumentinnen und Konsumenten. Und für ehrliche Olivenbauern.

  • #4

    Master of Olive Oil (Freitag, 01 Juli 2016 02:30)

    Ich selber habe übrigens noch nie einen Schritt in die Gemächer von O.N.A.O.O. gemacht und werde das wohl auch nie tun. Eine Einladung habe ich bis heute jedenfalls nicht erhalten. Aber ich habe einige Freunde, die da waren. Gut ein Dutzend. Sie haben dort die Ausbildung genossen. Bittere Öle gab es deren Aussagen zufolge bei den Verkostungen nie. Eines ist aber gewiss: Meine Partnerin, eine Griechin mit Wohnsitz in der Schweiz, hat bei O.N.A.O.O. gelernt und hat für O.N.A.O.O. Olivenöl-Sensorikkurse in Englisch unterrichtet. Als sie dann begann, mit mir zusammenzuarbeiten, haben Lucio Carli, Mauro Amelio (beide von Fratelli Carli) und Marcello Scoccia (Deoleo) sie vor die Wahl "Silvan Brun oder O.N.A.O.O." gestellt. Ihr war es nicht erlaubt, für beide zu arbeiten. Ich frage Sie, Herr Küng, warum hat O.N.A.O.O. so reagiert? Setze ich mich nicht für Aufklärung und Konsumentenschutz ein? Genau wie O.N.A.O.O.? Sie merken, ich werde sarkastisch.

    Natürlich sägt Marcello Scoccia nicht am eigenen Ast. Er ist vermutlich viel zu intelligent dafür. Wahrscheinlich gar so intelligent, dass er schon längst neue Bäumchen gepflanzt hat. Vielleicht will er den NAS Beamten beibringen, dass "ansatzweise verdorbene" Olivenöle eben doch als "extra vergine" taxiert werden können. Das würde ja dann vermutlich wieder Deoleo im Bertolli und Carapelli zugute kommen. Oder sehe ich das falsch?

    Konnte ich etwas differenzieren und begründen? Ich will mal hoffen, dass ich mich nicht mit der nächsten Verleumdungsklage herumschlagen muss. Davor habe ich - wie könnt's auch anders sein - gewaltigen Respekt. Aber soll ich deswegen aufhören, Konsumentinnen und Konsumenten zu schützen? Soll ich ruhen? Ist es das, was Sie möchten?

    Gerne erwarte ich Ihre Antwort.
    Beste Grüsse
    Master of Olive Oil

  • #5

    Michael Bühler (Freitag, 01 Juli 2016 07:45)

    Sollen sie dich verklagen. Jeder weiss, wie der Kampf David gegen Goliath ausging...
    Lg Mike

  • #6

    Max Küng (Mittwoch, 13 Juli 2016 10:40)

    Servus Herr Master

    Habe erst jetzt wieder in Ihr Blog geschaut.

    Um auf Ihre Fragen einzugehen: Offen gesagt nein, Sie weichen vielmehr aus, als dass Sie stichhaltige Gründe für Ihre, aus journalistischer Sicht massiven, öffentlichen Anschuldigungen bringen. Auf einige Ihrer Fragen kann ich mangels Informationen nicht eingehen, aber:

    Sie wissen offenbar genauso wenig, ob der „Blendmaster“ Marcello Scoccia im Zuge des Skandals bei Bertolli freigestellt, entlassen oder gar verurteilt wurde. Dann gilt erst recht für Sie als Publizist die Unschuldsvermutung zu respektieren. Das einzige was im Internet zu finden ist, dass der gesamte Vorstand der alten Garde bei Carapelli, Firenze, wo offenbar auch Bertolli abgefüllt wurde, zurückgetreten ist und der neue Vorstand ein 6-Punkte Plan zur Verbesserung der Ölqualität erstellt hat. Vermutlich mit Scoccia an Bord…?

    Ist es nicht ähnlich wie beim Abgasskandal? Die Kfz-Meister und Ingenieure bei VW/Audi (allesamt wohl die Besten Ihres Faches) handelten auch lediglich nach den Vorgaben Ihrer Vorgesetzten… und sind jetzt, zusammen mit ihren Familien, die Leidtragenden. Das gleiche gilt für die vielen Tausend Mitarbeiter der Bankinstitute und ihren Familien.

    Als Verbraucher, der seine Öle vor Ort in den Enotecas oder von befreundeten Produzenten erwirbt, kann ich Ihnen nichts zu den Ölen von Deoleo sagen. Aufgrund Ihrer Äusserungen werden sie mir wohl nicht schmecken. Aber es muss jeder Verbraucher selbst wissen, ob er Olivenöle lieber im Supermarkt als im Fachhandel oder direkt vom Erzeuger kaufen will.

    Sie malen in Ihrem Blog ein viel zu schwarzes, destruktives Bild. Für Aufklärung und Verbraucherschutz setzen Sich seit Jahren diverse kompetente Medien wie DER FEINSCHMECKER, Slow Food, GAMBERO ROSSO, MERUM u.v.a. ein. In den letzten 20 Jahren hat sich die Qualität (aus meiner Laiensicht) der angebotenen Olivenöle merklich verbessert. Sogar in den Ristoranti hat der Wandel bereits stattgefunden. Kommen Sie einmal nach Firenze und geniessen Sie die Toskanische Küche, oder ins Südtirol und erleben Sie die Vielfalt guter Öle, die Ihnen inzwischen als Gast offeriert werden.

    Aus meiner Sicht rennen Sie mit Ihrem - journalistisch nicht sauberen - Blog lediglich längst offene Türen ein.

    Wenn sich die Carabinieri und offizielle Panels in Italien bei der Organizzazione Nazionale Assaggiatori Olio di Oliva - ONAOO schulen um fehlerhafte Öle zu identifizieren, erscheint es mir nur logisch, dass man sich da primär mit fehlerhaften Ölen beschäftigt. Die sollen auf der Schulbank nicht Öle prämieren und geniessen, sondern uns Verbraucher vor minderwertiger Ware schützen!

    Für die scharfen und bitteren Öle gibt es ja die Wettbewerbe bei Vinitaly und Taschenführer von Slow Food, CAMBERO ROSSO (mein Favorit, kann ich Ihnen nur empfehlen) und MERUM. Diese Verkoster/innen hingegen dürfen und sollen für uns Öle prämieren und geniessen.

    Mir persönlich ist übrigens die Schärfe um einiges wichtiger als die von Ihnen viel gelobte Bitterkeit, ist die Bitterkeit dominanter als die Schärfe, mag ich das Öl nicht - egal ob Sie als Master das anders sehen. Versuchen Sie einmal Öle von Torre Bianca. Keine Bitterkeit, dafür eine fantastische, lang anhaltende Schärfe.

    Ich werde auch den Eindruck nicht los, dass Sie weniger für uns Verbraucher, sondern viel mehr für Ihre eigenen kommerziellen Interessen Aktionismus betreiben. Aufgrund Ihrer Komplimente für Fonte di Foiano muss man ja davon ausgehen, dass Sie in einer wirtschaftlichen Abhängigkeit zu den genannten Unternehmen und Organisationen stehen. Dagegen ist nichts einzuwenden, Sie müssen deswegen auch nicht ruhen. Bleiben Sie einfach bei den Tatsachen und nicht Halbwahrheiten, Behauptungen und Anschwärzungen. Nichts Genaues weiss man nicht - dies mein gut gemeinter Wink.

    Das mit Ihrer Griechischen Partnerin und der ONAOO tut mir Leid für sie, aber wundern dürfen Sie sich nicht, wenn Sie Italiens älteste und renommierteste Verkosterschule anschwärzen... Neid und Groll ist auch ein schlechter Berater ;-)

    Cordiali saluti
    Max Küng

  • #7

    Master of Olive Oil (Mittwoch, 13 Juli 2016 21:51)

    Guten Abend Herr Küng,

    Vielen Dank für Ihren erneuten Bericht. Ich möchte mich dieses Mal möglichst kurz halten. (Denn, wenn das wer ausdruckt..... :-))

    Merum finde ich echt spitze und ich schätze die Arbeit von Andreas und seinen Kollegen enorm. Trotzdem hat sich aus Konsumentensicht doch wenig getan in den letzten 20 Jahren. Ich wüsste nicht, welcher Supermarkt ausschliesslich auf echte native Olivenöle extra setzt und zu Etikettenschwindel deutlich "nein" sagt. Der Feinschmecker, den finde ich hingegen nicht so toll, obwohl er eben erst Fonte di Foiano 1979 als bestes leichtfruchtiges Öl gekürt hat. 1979 ist aber nicht leichtfruchtig. Im Gegenteil. Es hat aber noch andere Gründe, die ich jetzt nicht öffentlich kundtun möchte, warum für mich Der Feinschmecker kein Gradmesser ist.

    Ich kann Ihnen an dieser Stelle versichern, dass ich nicht in einer wirtschaftlichen Abhängigkeit zu Produzenten und Organisationen stehe. Ich habe das grosse Privileg - und dafür bin ich sehr dankbar -, dass mich einige wenige aber wichtige Menschen ideell und finanziell unterstützen. Diesen Menschen bin ich keine Rechenschaft schuldig, weil diese das auf keinen Fall wollen.

    Verborgenen, starken Hass hege ich übrigens nicht. Gegen niemanden. Wenn Sie also von Groll reden, was nichts anderes, als das vorher beschriebene bedeutet, trifft das wirklich nicht zu. Und Neid kenne ich nicht, weil ich mit fast nichts sehr zufrieden bin. Je weniger ich brauche, desto glücklicher bin ich. Ausser beim Olivenöl. Vom guten Zeug kann ich nicht genug kriegen, weshalb mein Konsum bei etwas über 30 Litern liegt.

    Die Öle von Torre Bianca kenne ich übrigens gut. Ich habe die Mühle im Zusammenhang mit einer Reise von IOF - International Olive Foundation am 24. November 2015 besucht. Und ein guter Freund von mir, Michele Porcu von I Greppi di Silli, lässt seine Oliven teilweise bei Matteo Mugelli extrahieren. Ich finde schon, dass einige Öle von Torre Bianca bitter sind. Ist aber auch nicht aussergewöhnlich, beinhalten sie doch eine flotte Menge Oleuropein.

    Den Status von Scoccia ist mir bekannt. Aber ich kommentiere ihn nicht weiter. Ich frage mich allerdings schon, wie man bei O.N.A.O.O. über Qualität sprechen, darüber unterrichten, sein Geld aber als Angestellter eines grossen Abfüllers verdienen kann. Ist das moralisch eigentlich vertretbar?

    Ich frage mich aber immer noch, warum Sie sich ganz offensichtlich so hinter O.N.A.O.O., Scoccia und wie sie alle heissen, stellen? Gibt es dafür einen speziellen Grund?

    Und: Das mit den tollen Restaurants in Florenz, wo es angeblich gutes Olivenöl gibt, ist das eine Einladung? Ich würde gerne annehmen?

    Herzlich
    Master of Olive Oil

  • #8

    Franz Imhof (Donnerstag, 01 September 2016 18:10)

    Lieber Master/Silvan

    Ich verfolge deine Leidenschaft seit längerem und habe durch deine Aufklärungen und Info's auch in unserem Männerhobbykochclub profitiert und mir die Augen geöffnet was man unter einem köstlichen, feinen Olivenöl versteht bzw. was für verschiedene doch sehr teure Öle auf dem Markt angeboten werden.

    Es ist schon verrückt welche Machenschaften da im Spiel sind.
    Lebe deine Leidenschaft weiter, du kannst mit Stolz auf deine Erfolge sein.
    Herzlichen Glückwunsch zu Manor. An dieser Stelle auch Hut ab und ein Dankeschön an Manor. Eine gute Wahl kenne und liebe dieses Öl selbst.

    Herzlichst Franz

THE MASTER SAYS:

«Echtes natives Olivenöl extra macht aus Gutem das Beste. Es bringt die Food Revolution in die Restaurants und in die Küchen zu Hause. Wer einmal echtes EXTRA VERGINE gekostet hat, weiss es fortan zu schätzen. Viel mehr noch: ....er differenziert damit das Gute vom Schlechten. Das ist gut so.»

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